Verkehr

Bei einem Ortstermin im Grüneburgweg kann Oberbürgermeisterkandidat Uwe Becker (CDU) nur noch mit dem Kopf schütteln. An der Nahstelle von Feldberg- und Wolfgangsstraße stößt er auf eine sogenannte „Diagonalsperre“. Fahrbahnschwellen und Engstellen blockieren die Weiterfahrt für die meisten Autofahrer. Von „Mobilität für alle“, wie es sich der Christdemokrat für Frankfurt und die Region wünscht, keine Spur.

Geschäftsleute, mit denen er spricht, klagen über massive Umsatzeinbrüche. Fast täglich, sagt Uwe Becker, sei damit zu rechnen, dass das städtische Verkehrsamt wieder eine x-beliebige Straße abriegelt – nur damit Radfahrer freie Bahn haben.

„Der Magistrat will hier die Autos nicht mehr haben. Wir brauchen aber Augenmaß statt Autofraß“, betont Becker, der als Oberbürgermeister nach der Wahl 5. März die Verkehrsprobleme in Frankfurt auf eine andere Art lösen möchte.

Der Grüneburgweg ist für Uwe Becker neben dem Oeder Weg ein Paradebeispiel, wie es nicht funktioniert. „Selbst ein Arztbesuch ist nicht mehr möglich“, beschreibt er an dem künstlichen Engpasse die Konsequenzen. Grund: Es gibt immer weniger oder stellenweise überhaupt keine Parkplätze mehr. Stattdessen Radwege, Fahrradständer oder reservierte Flächen für Lastenbikes. Aber keine Stellplätze für die Laufkundschaft der Geschäfte.

„Es kann nicht sein, dass der private Autoverkehr in Frankfurt nicht mehr stattfindet“, betont Uwe Becker. Die städtische Politik liege „völlig falsch“. Eine Straße nach der anderen werde abgeriegelt. Prompt komme es dann wieder zu neuen Behinderungen und Problemen. „Es macht das Versagen der Politik deutlich, wenn mit Sperren auf Sperren geantwortet wird. Hier fehlt der Gesamtblick,“ kritisiert er.

Andreas Georg Dresch stimmt dem OB-Kandidaten zu. Der Geschäftsmann des Weinlädchens „Westlage“ im Grüneburgweg 92 schildert die negativen Folgen, die ihm Straßensperrungen samt Parkplatzwegfall bescheren. Kunden von außerhalb finden nicht mehr den Weg zu ihm. Einige fahren erst gar nicht nach mehr Frankfurt, um seine edlen Pfälzer Tropfen zu kaufen. Eine Parkbucht ergattern? In der Nähe seines Ladengeschäfts fast aussichtslos. Und wer will schon schwere Weinkisten kilometerweit in ein Parkhaus schleppen?

Dresch berichtet von drastischen Umsatzeinbrüchen im letzten Quartal 2022 – trotz Weihnachtsgeschäft, trotz abflauender Pandemie, trotz einer positiven Geschäftsentwicklung in den vergangenen zwölf Jahren, insbesondere im Sommer 2022 mit Außenbewirtschaftung. Und was passiert? „Überall werden rigoros Parkplätze wegreduziert, obwohl überhaupt kein Bedarf an zusätzlichen Fahrradstellflächen oder Parkraum für E-Roller besteht. Hier stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht“, unterstreicht der Geschäftsmann das Dilemma.

Uwe Becker will ihm und vielen anderen Menschen helfen. Der OB-Kandidat setzt der zunehmenden Autofeindlichkeit der Stadt sein Konzept „Mobilität für alle“ entgegen. Ein gemeinsam mit Verkehrsexperten erstellte Masterplan soll dafür sorgen, dass sich die Situation nicht nur wieder entspannt, sondern für alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen akzeptabel wird.

Straßenbahn-Ring, Park-and-Ride-Plätze, Radfahrer, ÖPNV, Autoverkehr, Fußgänger, U-Bahn, Radschnellwege und der Radentscheid – alles soll in einem Gesamtpaket betrachtet, ausgewertet und im Gespräch mit den Betroffenen umgesetzt werden, nimmt sich Uwe Becker vor. Dabei sei „von außen nach innen zu denken“, also die Region im Blick zu haben. Denn die kommt nach Frankfurt, um in der Weltstadt einzukaufen. Ohne ausreichend Parkplätze funktioniert das allerdings nicht.

„Im Moment werden von der Stadt Fakten geschaffen. Man will die Autos nicht mehr haben“, bedauert Uwe Becker am Grüneburgweg. Falls er die OB-Wahl gewinnt, möchte er den verkehrspolitischen Wandel mit Vernunft und Einsicht einleiten. Er will die Sperren wieder abbauen lassen und die Betroffenen ins Boot holen, um sie am Masterplan für Frankfurt zu beteiligen.

Der CDU-Politiker geht davon aus, dass immer mehr Menschen ihre Stimme erheben und er nach der Wahl politische Mehrheiten für seine Vorstellungen finden wird. Wenn nicht, stehe ihm als Verwaltungschef „ein großer Instrumentenkasten“ zur Verfügung. Der reiche bis ins Verkehrsdezernat, deutet er personelle Änderungen an, falls kein gemeinsamer Weg gefunden werde. So wie jetzt jedenfalls dürfe es nicht weitergehen, denn „im Moment kämpft die Stadt mit ihrer blinden Autofeindlichkeit gegen die Bevölkerung“, bedauert er.

Weinhändler Andras Georg Dresch kann davon ein Lied singen. Von der Stadt habe er nur ein Info-Schreiben erhalten. Die Meinung der Anwohner und Geschäftsleute? Hat niemand interessiert. Die Diagonalsperre? Gehört wieder beseitigt. Und der Stangenwald aus Sperrpfosten in der Nähe seines Weingeschäfts? „Macht überhaupt keinen Sinn“, sagt der Unternehmer achselzuckend und mit einem hoffnungsvollen Blick Richtung Uwe Becker.

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